Stories

 Wie alles begann
Geboren wurde ich am 16.05.1999 im Albertinen Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen. 
Meine frühe Kindheit habe ich mit Mama in der Schöneberger Straße in Pinneberg verbracht. Gleich um die Ecke war ich in der Kindertagesstätte in der Reichenberger Straße. Eingeschult wurde ich am 11.08.2005 in die Hans-Claussen-Schule in der Elmshorner Straße, meine Klassenlehrerin war Frau Hartenfels. 

 Der Unfall und die Zeit danach

Die Sommerferien vor dem 3. Schuljahr gingen zu Ende, Mama und ich waren für ein paar Tage bei ihrer Freundin und am 21.08.2007 haben wir auf den Rückweg gemacht. Auf der Autobahn ist es dann passiert, ein Unglück, Mama konnte nichts machen. Unser Auto wurde beim Überholen rechs hinten von einem anderen angestoßen, wird drehten uns einmal um 180° und knallten mit der linken Seite gegen einen rechts stehenden LKW. Ersthelfer konnten mich lebend bergen, aber Mama konnte nicht geholfen werden, sie hat den Aufprall nicht überlebt. Für mich ging es im Rettungshubschrauber ins UKE, wo ich aufgrund des schweren Schäden-Hirn-Traumas am Kopf operiert wurde. Weil das Hirn so stark geschwollen war, musste mir ein Teil der Schädeldecke entfernt werden und ich wurde für 10 Tage in ein künstliches Koma versetzt. Die ersten Tage waren sehr kritisch, aber ich habe es geschafft. Man konnte oder wollte nicht genau sagen, was für Folgen das für mich haben wird, vor allem wird dies die Zeit zeigen.
Es folgte nach einer Zeit im Krankenhaus die lange Reha in Geesthacht, zu der mich Oma begleitet hat. Dort habe ich vieles neu erlernt. Meine rechte Körperhälfte ist aufgrund der schweren Hirnverletzung links stark eingeschränkt, also musste ich Laufen neu erlerner, vorher war ich Rechtshänder, nun musste ich auf links umschulen. Außerdem musste ich Essen und Trinken, Sprechen und Lesen wieder hinbekommen und ich lernte einen Rollstuhl für Einhänder zu fahren.
Unterbrochen wurde die Reha von mehreren weiteren Operationen am Kopf, meine entnommenen Schädelteile wurde mir wieder eingesetzt, sind aber nicht wieder angewachsen, mussten wieder raus um dann in einer letzten OP durch eine Plastik ersetzt zu werden. Außerdem wurde mir ein Shunt eingesetzt, der dafür sorgt, dass sich nicht zuviele Hirnwasser im Kopf ansammelt. Wir waren über 1,5 Jahre in Geesthacht und im UKE. Bei Oma hatte ich aber bereits ein eigenes Zimmer und wir haben wann immer es möglich war die Wochenenden zu Hause verbracht.

Meine Teenagerzeit
Im Sommer 2009 kam ich wieder in die Schule, die Förderschule Hirtenweg Hamburg-Othmarschen. Im Juni 2016 endete meine Schulzeit und ich zog weiter in das Lebenshilfewerk Elbe um dort eine Berufliche Bildung zu bekommen. Angefangen habe ich in der Gärtnerei, bin aber weder dort noch in der Keramik- und Kreativwerkstatt glücklich geworden. Mich zog es ins Büro, dort fühlte ich mich gut betreut und beschäftigt. Nach Ablauf von zwei Jahren und dem Ende der Beruflichen Bildung habe ich dort auch einen Arbeitsplatz gefunden.
 
Unterbrochen wurden die einzelnen Stationen durch weitere Eingriffe und Reha-Maßnahmen. Mein rechtes Bein ist nicht so richtig mitgewachsen und bei mir drohte sich ein Spitzfuß einzustellen, also wurde mir die Achillessehne gestreckt und noch zwei andere Sehnen korrigiert. Durch meine schlechte Körperhaltung und das schiefe Laufen ist auch meine rechte Hüfte nicht mehr in der richtigen Stellung gewesen. Auch das wurde in einer größeren OP behoben und ein Jahr später in einer kleineren OP wurden die Schrauben entfernt. 

Aktuell

Im Spätsommer 2018 war es dann Zeit für mich in eine Wohngruppe umzuziehen. Es war nicht leicht etwas geeignetes zu finden, die Angebote sind nicht unbedingt groß und Plätze sind nicht ständig verfügbar. Außerdem wollte ich auch ganz gerne weiterhin im Lebenshilfewerk Elbe bleiben und die Nähe zu meiner Familie ist mir auch sehr wichtig. 
Die Lebenshilfe Schenefeld bot mir dann kurzfristig an ein Zimmer in der Wohngruppe in der Netzestraße in Hamburg-Lurup zu beziehen. Das Zimmer ist auch superschön, für die Wand habe ich mir eine coole Farbe selbst ausgesucht und ein eigenes (wenn auch sehr kleines) Bad habe ich auch. 
Das Haus hat auch einen sehr großen und grünen Garten und es ist eine sehr ruhige Gegend dort. Klar, Kleinigkeiten sind immer mal durch, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich dort sehr wohl. Nicht mehr mit Oma zusammen zu wohnen war ein ganz großer und schwieriger Schritt für mich, aber wahrscheinlich habe ich das mittlerweile besser gemeistert als Oma. Geholfen hat mir dabei natürlich, dass die letzten zwei Jahre keine gesundheitlichen Probleme, verbunden mit Krankenhaus und Reha, aufgetreten sind und sich bei mir ein Alltag einstellen konnte. 

Bei der Arbeit fühle ich mich sehr gut betreut und bestens aufgehoben. Anfang diesen Jahres (2020) sind wir in neue Räumlichkeiten, auch in Schenefeld, umgezogen und ich hoffe dauerhaft einige neue, weitere Aufgaben übernehmen zu können und zu dürfen.

Mein ganz großes Hobby ist das Singen. Kurz nach dem Einzug in die Wohngruppe, habe ich mich dann doch mal überreden lassen zur Probe der Band Rosi und die Knallerbsen zu gehen. Es war super, seitdem bin ich Teil der Band und möchte auch unbeding dabei bleiben.  
In Zukunft möchte ich auch Gesangsstunden nehmen, darauf freue ich mich schon sehr.
Nebenbei singe ich in meinem Zimmer ganz viel Karaoke, sowohl deutsche als auch englische Titel.
Für Mama
Auch wenn der Unfall schon bald 13 Jahre zurück liegt und mein Gehirn dabei geschädigt wurde, erinnere ich mich an vieles. Vor allem weiß ich noch ganz genau, wieviel Spaß Mama und ich immer hatten. Wir haben gelacht, gesungen, getanzt, uns verkleidet, gespielt und gekuschelt. Meine Mama war eine Löwenmama, hat immer für mich gekämpft und mich beschützt.

Es fällt mir immer noch schwer Mamas Grab zu besuchen, aber in den letzten beiden Jahren an ihrem Geburtstag war ich da.
Sie fehlt mir so sehr und ich werde sie und die tolle Zeit nie vergessen. 
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